Der Vortrag führt in die komplexe geistige Situation der Zeit um 1800 ein und skizziert Jean Paul als einen umfassend gebildeten Schriftsteller und Dichter, der einen ganz eigenen intellektuellen Zugriff auf philosophische und theologische Großthemen fand. So beschäftigte er sich immer wieder mit der Frage nach der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der menschlichen Seele. In für Laien verständlichen Worten erläutert der Vortrag, wie sich Jean Paul zwischen Nihilismus und Idealismus positionierte und welche literarischen Mittel er für deren Überwindung ersann. So sicherten zum Beispiel Witz und Humor die Distanz zur Welt des Ich und Du sowie der menschlichen Kleinigkeiten.
Wilhelm Schmidt-Biggemann studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Theologie an der Universität Bochum, wo er 1974 mit der Dissertation „Maschine und Teufel. Jean Pauls Jugendsatiren nach ihrer Modellgeschichte“ promoviert wurde. Nach einer Zwischenstation an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel folgte 1981 die Habilitation am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin zu einer Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2016 war Schmidt-Biggemann Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er hat zahlreiche Studien zur Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie und Philologie in der Frühen Neuzeit sowie Geschichte der politischen Philosophie veröffentlicht.
Anlässlich des 200. Todestags des fränkischen Schriftstellers und Dichters Jean Paul am 14. November 2025 führen die Staatsbibliothek Bamberg und die Landesbibliothek Coburg unter der Titel „Meine Feder soll ein Flügel sein. Jean Paul und seine literarischen Netzwerke“ zwei gemeinsam konzipierte Ausstellungen mit jeweils eigenen Akzenten durch. Im Mittelpunkt der Coburger Ausstellung im Marmorsaal steht das politisch-intellektuelle Milieu der kleinen Residenzstadt, in der Jean Paul von Juni 1803 bis August 1804 wohnte. Die Ausstellung kann noch bis zum 13. Dezember 2025 zu den üblichen Öffnungszeiten der Bibliothek besichtigt werden.
Hinweis: Der Zugang zum Andromedasaal ist barrierefrei möglich. Hierfür bitten wir Sie ggf. unter geschaeftsstelle@landesbibliothek-coburg.de um vorherige Kontaktaufnahme.